Der Turnverein Zollikon blickt auf eine lange Geschichte zurück
Gegründet wurde er im Jahre 1885. Vieles hat sich seither verändert. Vor allem die Turnangebote des Turnvereins Zollikon haben sich im Laufe der Zeit angepasst.
Früher stand das Geräte- und Nationalturnen sowie die Leichtathletik im Vordergrund; heute sind es das Volleyballspiel und die allgemeine Fitness.
Neben dem Turnbetrieb wird aber auch Geselligkeit gross geschrieben und Freundschaft gepflegt. Mit diversen Anlässen, wie zum Beispiel der Turnfahrt, dem Chlausabend oder dem Skiweekend, leben wir turnerische Kameradschaft. Wir besuchen regelmässig die Turnfeste in der Region und nehmen an der Volleyballmeisterschaft des Regionalturnverbandes teil.
Die Zolliker Turnfamilie hat aber noch mehr zu bieten. Im Dorf betreiben wir eine Jugendriege für Kinder zwischen 8 und 16 Jahren, für Jugendliche im Mittel- und Oberstufenalter bieten wir ein Volleyballtraining an und die etwas älteren aber nicht minder aktiven Turner können sich in der Männerriege oder bei den Veteranen fit und jung (er)halten. Den ganz Kleinen bieten wir die Möglichkeit, mit ihren Eltern im ElKi-Turnen erste sportliche Erfahrungen zu sammeln. Im Zollikerberg treffen sich einmal in der Woche die Mitglieder des Männerturnen Zollikerberg zu Gymnastik, Fitness und Volleyball.
Der Turnverein Zollikon ist 1885 unter einem mächtigen Birnbaum im Oberdorf gegründet worden
Als der Turnverein Zollikon 1885 gegründet wurde, gab es in der Gemeinde noch keine Turnhalle, nur einen Turnschopf. Mit dem Turnen von damals hat das Turnen von heute nicht mehr viel gemeinsam.
Am 9. August 1885 ist beim ersten Zolliker Sekundarschulhaus an der Oberdorfstrasse (heute altes Gemeindehaus) der Turnverein Zollikon gegründet worden. Unter einem mächtigen Birnbaum versammelten sich, so das Protokoll, „13 Jünglinge“ und liessen die Statuten mit der ersten Turnstunde gleich in Kraft treten. Sie hiessen Jules Thomann (Präsident), Rudolf Berchtold, Jacques Bleuler, Paul Bleuler, Theodor Bodmer, Rudolf Furrer, Heinrich Hochstrasser, Heinrich Maurer, Oskar Maurer, Conrad Schenk, Gottfried Schurter, Wilhelm Suter und Oskar Thomann.
In Primarlehrer Johannes Gallmann fand der Turnverein zwar einen ausgezeichneten Leiter; es fehlte aber das Dach über dem Kopf (Zollikons erste Turnhalle auf dem Buchholzhügel wurde 16 Jahre nach der Vereinsgründung eingeweiht). So stellte Oberturner Gallmann an Regenabenden und während des Winters seine Schulstube zur Verfügung – „für Freiübungen und die Einübung von Reigen“. Den Turnern wurde es aber im Schulzimmer bald zu eng. In der “Tolle“ an der Seestrasse (unweit des heutigen Seebades) fanden sie einen Schopf, der ihnen für die Turnstunden unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde.
Als der Turnverband am Zürichsee 1889 in Wald sein drittes Turnfest durchführte, waren auch die Zolliker erstmals dabei. Die zwölf Turner erhielten aber für ihren zweitletzten Rang unter 19 Sektionen keinen Kranz. Den ersten Lorbeerkranz gab es 1898 am Fest in Rüti; er gehört heute – mit den Namen aller teilnehmenden Zolliker Turner – zum Fundus des Ortsmuseums.
Endlich eine Turnhalle
Die Einweihung des neuen Schulhauses auf dem Buchholzhügel am 3. September 1901 war auch für die Turner ein grosses Ereignis. Endlich hatten sie eine Turnhalle bekommen. Am Einweihungsfest unternahm der Turnverein alles, um die Festbesucher mit gekonnten Darbietungen zu erfreuen. „Vergessen wir nicht“, ist im Vereinsarchiv nachzulesen, „dass damals der Bau einer Turnhalle in vieler Augen etwas ganz Unnötiges bedeutete.“
Drei Turnfeste in Zollikon
In unserer Gemeinde hat der Turnverein in seiner 125-jährigen Geschichte drei Turnfeste durchgeführt. Das erste, ein Fest des Turnverbandes Zürichsee-Oberland, fand 1913 im Buchholz statt (wo sich heute die Sportanlagen der Schule befinden). 1928 organisierten die Zolliker den 14. Kantonalzürcher Kunstturnertag, und mitten im Zweiten Weltkrieg, im August 1943, fand in Zollikon das dritte Turnfest statt: Auf der Allmend trafen sich rund 600 Turner zu den Verbandsturntagen. Im Protokoll des damaligen Organisationskomitees ist zu lesen: „Wir Zolliker sind uns seit Jahren bewusst, auf der aussichtsreichen Allmend einen Festplatz zu besitzen, wie er idealer und schöner nicht sein könnte.“
Etwas ist von diesem Turnfest bis heute erhalten geblieben: Der vielbegangene, schnurgerade Weg entlang des Reitplatzes. Die Turner selber haben ihn für den 100-m-Lauf im Frondienst erstellt. Noch heute gibt es die Liste, in der schwarz auf weiss steht, wie viele Stunden jeder der insgesamt 60 Zolliker Festhelfer am „Turnerweg“ gearbeitet hat. Diesen Namen hat der beliebte Spazierweg allerdings (noch) nicht . . .
Die überschüssige Kraft der Jungen
Werfen wird nochmals einen Blick zurück – ins Jahr 1935: Damals feierte der Turnverein sein 50-jähriges Bestehen. 1000 Personen kamen zum Jubiläumsfest, und das in einer Gemeinde mit rund 5000 Einwohnern! Es gab eben kein Fernsehen, und die Menschen wurden in ihrer Freizeit (noch) nicht überfüttert. Vor allem die Anlässe der Turner, Musikanten und Sänger waren immer ein Ereignis; die Gemeinde Zollikon lebte.
Mehrere Reden wurden zur 50-Jahr-Feier gehalten. Schulpräsident Emil Bäbler sagte: „Schule und Schulpflege wissen die erzieherische Arbeit, die der Turnverein in aller Stille höchst selbstlos bewältigt, hoch einzuschätzen. (…) Wie wichtig für die moralische Erziehung unserer Knaben ist nur schon die Gründung der Jugendriege im Jahre 1923! In der Turnerei findet die überschüssige Kraft der Jungen einen wertvollen Abzugskanal zu gesundem körperlichem Training. Die Zolliker Buben denken heute nicht mehr daran, Indianerlis zu spielen und Passanten auf der Strasse mit der Lasso-Fangschlinge zu gefährden, wie es ehedem noch vorkam. Jetzt gehen sie freudig auf den Turnplatz.“
Der Wandel des Turnens
Viele Verbands-, Kantonale und Eidgenössische Turnfeste wurden in all den Jahren bestritten. Dabei kam es immer wieder zu Wandlungen in der Turnerei. So hiess es in der Einladung zur 75-Jahr-Feier des Zolliker Turnvereins: „Neuzeitliche Körperschulung hat die als veraltet erkannten Methoden abgelöst.“ In dem stadtnahen Zollikon hatte der Turnverein, wie viele Vereine, auch Schwierigkeiten und Krisen zu überwinden, wie zum Beispiel in den fünfziger Jahren. Nach den personellen Problemen stand der Turnverein 1960 aber wieder ausgezeichnet da: Was er 1933 am Seeverbandsfest in Horgen erreicht hatte, wiederholte er am Verbandsfest in Männedorf. Die 16 Zolliker wurden in der 4. Kategorie als Erste ausgerufen. Und zwei Jahre später, am Verbandsturnfest in Adliswil, wiederholten sie sogar diesen Erfolg.
Turnen für jedermann
Viele Jahre führte der TV Zollikon auch das „Turnen für jedermann“ durch, das als Auftakt zum Turnbetrieb des Vereins jeweils 45 Minuten dauerte und Männern und Frauen offen stand. Das Körpertraining zu Musikbegleitung fand grossen Anklang – und niemand war verpflichtet, dem Verein beizutreten (oder sogar Verantwortung im Vorstand zu übernehmen).
Das stramme Turnen wich immer mehr neuen Wettkampfarten und Formen. So schrieb die „Zürichsee-Zeitung“ 1974 nach dem Verbandsturnfest in Einsiedeln: „Das einheitliche Weiss in der Kleidung der Turner ist gewichen, die militärisch stramme Körperschule gehört der Vergangenheit an, und die einst berüchtigten Befehle der Oberturner werden immer mehr durch Tambourin und Musik ersetzt. Eine nicht unsympathische Wendung. Die Turnfeste unserer Zeit haben viele Farben, manch neue Akzente und Impulse bekommen.“
Frauen als Aktivmitglieder
An Traditionen festhalten, doch immer auch Neues wagen: 1979 beschloss der Vorstand des TV Zollikon, auch Frauen als Aktivmitglieder aufzunehmen. Der Vereinsbetrieb mit durchschnittlich 22 Aktiven habe sich recht lebhaft gestaltet – „vielleicht nicht zuletzt dank dem Vorbild einiger mit Fleiss, Ausdauer und Einsatzfreude turnender Frauen“, hielt der Oberturner 1980 in seinem Jahresbericht fest.
100 Jahre Turnverein Zollikon
Als 1985 der 100. Geburtstag gefeiert wurde, liess der Turnverein auf dem Schulareal eine grosse Festhütte errichten. Viele der damaligen Gäste erinnern sich noch gerne an dieses schöne Fest und vor allem an die bunten historischen Kleider, die den Jubiläumsabend prägten. Im Ortsmuseum, wo auch eine Festschrift vorgestellt wurde, war die Jubiläumsausstellung 100 Jahre Turnverein Zollikon zu sehen. Sägemehl, Schwingen und Steinstossen standen ebenso am Anfang des TV Zollikon wie die Turnerpyramiden und die Kaiser-Wilhelm-Schnäuze.
Turner-„Chränzli“ im neuen Saal
Im Jubiläumsjahr 1985 wurde eine wichtige Weiche für die Zukunft des Turnvereins und der Zolliker Vereine allgemein gestellt: Die Stimmberechtigten hiessen an der Urne den Bau des Dorfzentrums mit Saal gut. Bereits 1988 erfolgte die Einweihung, und noch im selben Jahr liess die Zolliker Turnfamilie unter Führung des Aktiv-Turnvereins mit einem „Chränzli“ eine alte Tradition wieder aufleben.
Vorerst alle zwei, später dann alle drei Jahre präsentierten die Turnerinnen und Turner von Dorf und Berg den begeistert mitgehenden Zuschauern eine Fülle von Darbietungen aus ihrem turnerischen Repertoire: verspielt die Eltern/Kind-Darbietungen, bereits mit gymnastischen und turnerischen Ansätzen die Maitliriege und die Jugendriege, sportlich die aktiven Turnerinnen und Turner, tänzerisch und artistisch-humorvoll die Frauenturnerinnen und die Männerriegen.
Aber auch eine Tradition wie das „Chränzli“ musste dem Zeitgeist Tribut zollen. Nachdem es immer schwieriger geworden war, in den Vereinen genügend Teilnehmer für die aufwändige organisatorische und turnerische Vorbereitung einer solchen Veranstaltung zu finden, wurde 2004 das vorläufig letzte „Chränzli“ durchgeführt.
Sportliche Treffen in Zollikon
Das Organisieren von sportlichen Anlässen, vor allem für die Jugend, blieb aber immer ein Hauptanliegen des Turnvereins. So zieht sich der Staffellauf „Quer durch Zollikon“, der dieses Jahr zum 63. Mal stattgefunden hat, wie ein roter Faden durch die Geschichte des Vereins. Aber auch da schrumpften die Teilnehmerzahlen zusehends, und für die 50. Austragung entschloss sich der Turnverein zu einer radikalen Änderung: Nachdem während 49 Jahren nach dem Staffellauf quer durch Zollikon ein Korbballturnier ausgetragen worden war, konnten mit der Umstellung auf das dynamischere Volleyball neue, nicht turnerische Vereine und Gruppen zum Mitmachen animiert werden.
Gemeinsam mit dem Frauenturnverein Zollikon wurden mehrfach Maitliriegentage oder Jugendsporttage mit jeweils rund 1000 Teilnehmenden durchgeführt. Auch dem Turnverband Zürichsee-Oberland (TVZO) wurden die Sportanlagen und die Organisationsroutine der Zolliker mehrmals zur Durchführung der TVZO-Einkampfmeisterschaften zur Verfügung gestellt. Zolliker Sprintmeisterschaften, Mehrkampf-Meisterschaften für Jugendliche usw. sind heute feste Bestandteile im Jahresprogramm der Zolliker Turner.
Volleyball im Mittelpunkt
Auch die Turnabende selbst waren einem stetigen Wandel unterworfen. Das Volleyballspiel erhielt immer grössere Bedeutung, und für das intensive Aktiv- und Nachwuchstraining wurde ein zusätzlicher Trainingsabend ins Programm aufgenommen. Das „Turnen für jedermann“, das über 40 Jahre hinweg den Turnabend wesentlich mitgeprägt hatte und zeitweise gegen hundert Teilnehmende in die Halle gelockt hatte, verlor im Zuge der Individualisierung der Fitness immer mehr an Zugkraft und musste 2008 eingestellt werden. Heute konzentriert sich der Turnverein neben der allgemeinen Fitness in erster Linie auf das Volleyballspiel. Die Meisterschaften des Turnverbandes wurden gleich mit mehreren Mannschaften bestritten und der Nachwuchs hauptsächlich über Nachwuchsschulung und Werbung an der Schule rekrutiert.
Trotz dieser recht gravierenden Änderungen im Turnbetrieb hält der Turnverein Zollikon nach wie vor an der Tradition der Turnfeste fest. Noch am Eidgenössischen Turnfest 2002 im Baselbiet zeigten die Zolliker nebst den klassischen Leichtathletikdisziplinen und verschiedenen Fachtests eine Gymnastik. Die früher obligatorische Gymnastik an Turnfesten hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten zu einem Leistungssport mit grossem Trainingsaufwand entwickelt. Wie viele andere Vereine beschränken sich die Zolliker heute auf Disziplinen, die in den Turnbetrieb integriert oder ohne grossen zusätzlichen Aufwand trainiert werden können.
Die Turnfamilie heute
Die heutige Vereinsstruktur ist nicht mehr zu vergleichen mit derjenigen vor 50 Jahren. Verschiedene Frauenturnvereine in Dorf und Berg wie auch beide Männerriegen waren damals unter den Fittichen des Turnvereins Zollikon dem Eidgenössischen Turnverband angeschlossen. Die Frauenturnvereine und auch die Männerriege Berg machten sich im Laufe der Zeit jedoch selbstständig, wobei einige der Vereine im Turnverband verblieben und andere sich für die Verbands-Unabhängigkeit entschieden. Erfreulich war, dass diese Ablösungen gänzlich ohne Zwist verliefen und sich die turnenden Vereine in Zollikon weiterhin als Zolliker Turnfamilie verstehen. Gegenseitige Unterstützung bei Grossanlässen ist eine Selbstverständlichkeit. So besteht der Turnverein Zollikon heute wieder aus seinen „klassischen“, altersmässig strukturierten Abteilungen Jugendriege, Aktiv-Sektion, Männerriege und Turnveteranen.